Kreuzbandriss: Welche Behandlung ist die beste?
Ärgerlich, aber keine Katastrophe: ein Kreuzbandriss. Die Verletzung ist in der Regel gut zu behandeln. Welche Therapie-Option für den Patienten die beste ist, hängt von den individuellen Umständen ab. Hier gebe ich Ihnen einen Überblick über die verschiedenen Verfahren.
Wenn‘s im Knie knallt, ist das natürlich immer ein großer Schreck. Und – ja, die Diagnose lautet dann auch oft: Riss oder Anriss des vorderen Kreuzbandes. Skifahrern passiert das besonders häufig. In der Wintersport Saison operiere ich manchmal 5-20 kaputte Kreuzbänder in der Woche. Übers Jahr gesehen behandle ich rund 600 Kreuzbandverletzungen, wovon rund 400 Patienten von mir persönlich operativ versorgt werden. Das Risiko dieser Verletzung ist grundsätzlich hoch bei Sportarten wo Drehbewegungen, schnelle Richtungswechsel und plötzliches Abstoppen erforderlich ist. Beispielsweise bei allen Ballsportarten, insbesondere Fußball, oder auch Freizeitbeschäftigungen wie Trampolinspringen.
Was ist bei einer möglichen Bandverletzung akut zu tun? Bein hochlegen, kühlen. Und dann zeitnah zum Arzt in Klinik oder Praxis. Der tastet ab und prüft über verschiedene Funktionstests, wie groß der Schaden am Kreuzband ist: Ob es ganz durchgerissen ist oder ein Teilanriss vorliegt. Um einen Knochenbruch oder knöchernen Ausriss des Kreuzbandes auszuschließen, kann ein Röntgenbild gemacht werden. Im Anschluss daran wird das Band selbst, die Knorpel und Menisken noch in einer Kernspinaufnahme (Magnetresonanztomografie, MRT) genau begutachtet. Dann besprechen Arzt und Patient das weitere Vorgehen.
Drei Therapiemöglichkeiten stehen zur Verfügung
Ist das Kreuzband vollständig durchgerissen, stehen folgende Behandlungsoptionen zur Wahl:
1. Ohne Operation. Verletzung wird konservativ über physiotherapeutische Maßnahmen therapiert.
2. Einsetzen einer Kreuzbandplastik. Bei der minimalinvasiven OP wird das Kreuzband durch eine Sehne aus dem Oberschenkel ersetzt.
3. Ligamys-Verfahren. Das abgerissene Ende des Kreuzbands wird wieder am Knochen befestigt. Eine Sehnenentnahme ist dabei nicht nötig.
Welche Methode für einen Patienten die beste ist, hängt immer von den individuellen Umständen ab. Einmal von der körperlichen Konstitution, den sportlichen Ambitionen sowie den Einschränkungen im Alltag und in der Freizeit durch die Verletzung. Darüber hinaus spielen natürlich auch der Grad der Kreuzbandverletzung selbst sowie mögliche Begleitverletzungen im Knie eine entscheidende Rolle.
WUNSCH DES PATIENTEN IST ENTSCHEIDEND – UND DER VERLETZUNGSGRAD
Sicher ist: Wer im Alltag, in der Freizeit oder im Beruf sein Knie nicht stärker belastet und keine Instabilität im Alltag hat, braucht nicht unbedingt ein neues Kreuzband. Eine Operation ist also nicht immer notwendig. Das gilt vor allem für ältere oder wenig sportliche Patienten. Denn mittels konservativer Methoden kann oft eine ausreichende Stabilität des Gelenks wiederhergestellt werden. Im Fokus steht dabei die Kräftigung der Oberschenkelmuskulatur durch physiotherapeutische Maßnahmen und gezieltes Training.
Eine Kreuzbandplastik empfehle ich allen Patienten, die einen hohen sportlichen Anspruch haben. Viele wünschen eine solche Operation auch, wenn sie nach den konservativen Therapien weiterhin ein instabiles Gefühl im Knie haben.
Das Ligamys-Verfahren ist relativ neu und elegant, eignet sich aber nicht für jeden Patienten. Der wesentliche Vorteil: Schnellere Rehabilitation als bei der klassischen OP, weil keine Sehne entnommen wird. Allerdings ist der Einsatz dieser Methode davon abhängig, an welcher Stelle das Kreuzband gerissen ist. Darüber hinaus funktioniert die Fixation nur, wenn der Eingriff innerhalb von 21 Tagen nach dem Unfall ausgeführt wird. Für Patienten mit einem sehr hohen sportlichen Anspruch oder auch im Leistungssport hat das Verfahren ebenso seine Grenzen.
In folgenden Blogs werde ich die einzelnen Behandlungsmethoden genauer erklären, darunter auch die Therapien bei leichten und schweren Teilanrissen, und worauf es bei der Rehabilitation jeweils ankommt.
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