Keine Angst vor einem neuen Kniegelenk

Der Schritt fällt bestimmt nicht leicht – die Entscheidung für ein neues Kniegelenk. Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, da wollen viele Patienten die schlimmen Beschwerden ihrer Arthrose nicht mehr ertragen. Sie sind es leid und wünschen sich endlich auch wieder mehr Beweglichkeit. Dann kann ein künstliches Kniegelenk helfen, die frühere Lebensqualität weitgehend zurückzugewinnen.  

Meine älteste Patientin, der ich ein künstliches Kniegelenk eingesetzt habe, war 94 Jahre. Und es war eine echte Freude zu sehen, wie sie mir fünf Monate später voller Elan erzählte, wie gut es ihr nun wieder gehen würde: „Endlich keine Beschwerden mehr! Und ich kann sogar mit meinen Ur-Enkeln spielen und an Unternehmungen teilhaben.“ Immer wieder werde ich gefragt, wann denn der richtige Moment für ein neues Gelenk sei. Meine Antwort: Wenn alle konservativen Behandlungsoptionen ausgeschöpft sind und der Leidensdruck durch die fortschreitende Arthrose massiv ist . Wenn man so nicht mehr weitermachen möchte. Denn der Entschluss liegt ganz allein beim Betroffenen und seinem Empfinden.

Endoprothese eines Knies ersetzt die abgenutzten Knorpel am Ende des Oberschenkelknochens und auf der Gelenkfläche des Schienbeins (im Foto ein künstliches Kniegelenk am rechten Bein)

Über 190 000 Menschen in Deutschland haben sich laut Statistischem Bundesamt 2018 ein künstliches Kniegelenk einsetzen lassen. Damit steht die Operation an 14. Stelle der häufigsten Eingriffe hierzulande. Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung waren 2016 die meisten Patienten zwischen 55 und 84 Jahre alt. Dabei wurden 8 Prozent der Knietotalprothesen bei Patienten unter 55 Jahren eingesetzt. Tendenz steigend.

Nur ein relativ kleiner Schnitt ist nötig

Bei einem stark zerstörten Gelenk kommt eine Knie-TEP zum Einsatz – eine Total-Endoprothese. „Endo“ ist griechisch und bedeutet „innen“. Dieses neue Kniegelenk – so erkläre ich es meinen Patienten immer ganz verkürzt – ist im Grunde ein Oberflächenersatz für die abgenutzten Knorpel im Knie. Dabei wird – ähnlich wie eine Zahnkrone – eine Kappe aus einer Metalllegierung auf das Ende des Oberschenkelknochens gesetzt. Und der Gelenkkopf des Unterschenkels erhält durch eine Metallscheibe aus der gleichen Legierung eine neue Oberfläche. Bei Allergikern kommen Titan oder eine Titanlegierung zum Einsatz. Die OP erfolgt heutzutage minimalinvasiv, nur ein relativ kleiner Schnitt vorne über dem Knie ist nötig. Der Eingriff findet unter Vollnarkose statt und dauert in der Regel eine Stunde.

Auch wenn diese Operation inzwischen zu den Standardverfahren gehört, so ist sie dennoch komplex und benötig einen versierten Chirurgen. Daher empfehle ich Ihnen, einen solchen Eingriff immer in einer Klinik machen zu lassen, die als Endoprothetikzentrum zertifiziert ist. Das Zertikat stellt auch sicher, dass der Operateur eine vorgegebene Zahl von Gelenkersatz-Operationen pro Jahr durchführt, also entsprechend erfahren ist. 

Etwa eine Woche bleiben die Patienten im Krankenhaus und machen dort schon nach zwei bis drei Tagen erste Gehübungen. Im Anschluss daran beginnt eine dreiwöchige stationäre oder ambulante Reha-Maßnahme. Wie lange dauert es insgesamt, bis man wieder richtig fit ist und ohne Probleme gehen kann? Planen Sie drei bis sechs Monate ein. 

Auch Wandern und Tanzen ist möglich

Sicher ist: Je nach Studie sind 80 bis 85 Prozent der Patienten mit ihrem neuen Knie-Ersatz absolut zufrieden. Aufgrund moderner Materialen halten die Endoprothesen heutzutage rund 15 bis 20 Jahre. Eine Patientin, die sich 2016 mit 67 Jahren gleichzeitig zwei neue Kniegelenke von mir einsetzen ließ, hat ihre positive Erfahrung in meinem Buch „Der Kniefall“ (mehr Info) beschrieben. „Meine Kunstknie sind zu 90 Prozent so gut, wie meine ehemals gesunden Knie mit fünfundzwanzig“, schreibt sie. „Ich war fast vierzig Jahre lang nie so schmerzfrei wie heute. Längere Wanderungen, Tanzen, Stehen und Gehen sind überhaupt kein Problem. Sportarten wie Skifahren und Inlinern habe ich allerdings von meiner Agenda gestrichen. Das möchte ich meinen Knien einfach nicht mehr zumuten. Denn sie sind einfach mein größter Schatz, der mich buchstäblich durch ein ganz neues Leben trägt.“

In einem meiner nächsten Blogs wird es beispielsweise um Sport mit einem künstlichen Kniegelenk gehen. An anderer Stelle stelle ich Ihnen die verschiedenen Prothesen-Typen vor.

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