Auch bei Knorpelschäden – Bewegung ist Trumpf

Zähe Burschen sind sie, unsere Knorpel im Kniegelenk. Als elastische Schutzschicht federn sie Belastungen ab und sorgen auf diese Weise dafür, dass die Gelenkknochen geschont werden und nicht direkt aneinander reiben. Doch mit der Zeit nutzen sich die Puffer ab, das ist ganz normal – erhöht aber das Risiko für Arthrose. Darum ist es so wichtig, frühzeitig gegenzusteuern, um den Abbau der wertvollen Knorpel, unter Orthopäden auch weißes Gold genannt, hinauszuzögern. 

Im Lauf unseres Lebens beugen und strecken wir unsere Knie 60–70 Millionen Mal! Sie sind nahezu an allen unseren täglichen Bewegungen beteiligt. Kein Wunder also, dass die Gefahr von Verschleiß bei unseren Knien weit höher ist als bei Schulter und Hüfte. Das betrifft ganz besonders auch die Knorpel in den Gelenken. Sie sind einige Millimeter dick, bestehen zu 80 Prozent aus Wasser und sind daher sehr elastisch. Doch mit den Jahren können die Knorpel nicht mehr so viel Feuchtigkeit speichern, sie werden spröde und bröckelig, ihre Elastizität nimmt ab. Ist der Knorpel irgendwann so weit abgerieben, dass Teile des Knochens ungeschützt freiliegen, beginnt die Arthrose.

Wie robust unsere Knorpel im Kniegelenk sind, ist in gewissem Maß auch genetisch bedingt. Dennoch kann jeder viel dafür tun, dass die schützenden Puffer möglichst lange fit bleiben

Aber nicht nur das Älterwerden führt zur Degeneration, auch Unfälle, permanente Überbelastung, eine falsche Beinachse und vor allem Übergewicht strapazieren die Gelenkpuffer sehr und erhöhen das Risiko für vorzeitige Knorpelschäden. Wie robust unsere Puffer im Knie sind, ist zu einem Teil auch genetisch bedingt. Aber leider: Gelenkknorpel können sich nicht wie Haut oder Knochen selber wieder aufbauen.

PECH-Regel hilft im Akutfall gegen Schmerzen

Die Stärke eines degenerativen Knorpelschadens ist in vier Stadien eingeteilt:
Grad 1: 
Die Oberfläche des Knorpels ist aufgeweicht, aber noch glatt und ohne Defekte.
Grad 2: Die Knorpeloberfläche ist bereits dünner – mehr als die Hälfte besteht aber noch – und hat feine Einrisse. 
Grad 3: Jetzt sind echte Knorpelschäden sichtbar, sie reichen aber noch nicht bis auf den Knochen. Weniger als die Hälfte des Knorpelgewebes ist nur noch vorhanden.
Grad 4: Der Knorpeldefekt hat nun den Knochen erreicht und legt ihn an dieser Stelle frei. Das nennt man auch Knorpelglatze. 

Meist machen diese Abnutzungserscheinungen, zumindest in den ersten Phasen, keine großen Beschwerden. Ab und zu treten diffuse leichte Schmerzen nach einer längeren Belastung wie Wandern oder beim Sport auf. Doch spätestens, wenn Knochen seinen Knorpelschutz verloren hat, ist jede Bewegung mit Schmerzen verbunden. 

Akute Knorpelschäden dagegen, die durch einen Unfall entstanden sind, tun sofort sehr weh, selbst eine harmlose Knorpelprellung. Kommt es bei der Verletzung zu einem Knorpelbruch, bei dem sich möglicherweise noch Knorpelstücke im Gelenk verhaken, sind starke Schmerzen und Schwellungen die Folge. SOS-Maßnahme: PECH-Regel (mehr Infos) mit Kühlen und Hochlegen plus eventuell ein Schmerzmittel. Und dann zeitnah zum Orthopäden. Ein akuter Knorpeldefekt sollte nicht verschleppt werden, denn er kann zusätzliche Schäden im Kniegelenk anrichten. Was da dann genau passiert und welche Behandlungsoptionen bestehen, das erkläre ich in einem der folgenden Blogbeiträge. 

Erste Signale wahrnehmen und mit dem Doc besprechen

Wichtig ist in jedem Fall: Nehmen Sie bereits erste Knieprobleme ernst, etwa leichte Schmerzen nach einer längeren Aktivität oder eine leichte Schwellung mit Flüssigkeitsansammlung im Knie. Möglicherweise steckt ein altersbedingter Knorpelabbau dahinter. Je früher sie vom Arzt diagnostiziert wird, desto eher lässt sich eine nachfolgende Arthrose (mehr Infos) hinauszögern. Dieser Übergang betrifft auch schon viele Menschen in jüngeren Jahren unter 40.

Was kann man dann tun? Viel! Vor allem Bewegung ist ganz entscheidend! Denn die sorgt für einen gesundheitsfördernden Stoffwechsel im Knie: Abbauprodukte werden aus dem Knorpel hinausgepresst und gleichzeitig Gelenkflüssigkeit produziert, die den Knorpel mit wertvollen Nährstoffen versorgt. Darum ist Schonung eher Gift fürs Gelenk – sogar bei Arthrose. Aber natürlich: Es kommt immer auf die Dosis an – sie muss zum Abnutzungsgrad passen. Wenn Sie diesbezüglich unsicher sind, besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welches Bewegungsmaß Ihnen und Ihren Knien guttut.

Zusätzlich empfehle ich – und das gilt auch schon für jüngere Menschen: Ein regelmäßiges Training der Muskeln rund ums Knie! Bei bestehenden Knorpelproblemen ist eine Physiotherapie anzuraten. Denn eine gute Muskulatur stärkt und stabilisiert das Gelenk – und kann es auf diese Weise bei allen Bewegungen auch entlasten. Das schont den Knorpel – und verlangsamt den Abnutzungsprozess.

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