Knie-Arthroskopie: Einblick und Therapie durchs Schlüsselloch

Schonender und risikoärmer geht es nicht: Für einen Eingriff per Arthroskopie sind nur zwei kleine, wenige Millimeter lange Schnitte nötig. Diese minimalinvasive Technik ersetzt heutzutage bereits viele größere Operationen an Gelenken wie Hüfte und Schulter. Am häufigsten wird sie zur Untersuchung und Behandlung des Kniegelenks eingesetzt, wenn alle konservativen Methoden ausgeschöpft sind.

Ich mache so gut wie alle notwendigen Knie-Operationen – bis auf das Einsetzen eines Kunstgelenks – per Arthroskopie. Das Verfahren, oft auch Gelenkspiegelung genannt, lässt sich hervorragend beispielsweise für die Behandlung von Meniskusschäden (mehr Infos) einsetzen. Ich repariere auf diese Weise Kreuzbänder (mehr Infos) und führe auch die meisten Knorpeltherapien arthroskopisch durch. Entscheidet sich ein Patient zusammen mit seinem behandelnden Arzt für einen Eingriff, weil alle anderen nichtoperativen Maßnahmen wie Physiotherapie oder Injektionen die Kniebeschwerden nicht im gewünschten Maß lindern konnten, ist eine Arthroskopie die schnellste und dazu sicherste Methode. Darüber hinaus belastet das moderne Verfahren die Betroffenen im Vergleich zu herkömmlichen Operationen auch deutlich geringer: Sie haben weniger Schmerzen, die OP-Wunden sind sehr viel kleiner, wodurch auch das Risiko einer Infektion sinkt und zudem sind die Patienten auch schneller wieder gesund und mobil.

Was ist bei einer möglichen Bandverletzung akut zu tun? Bein hochlegen, kühlen. Und dann zeitnah zum Arzt in Klinik oder Praxis. Der tastet ab und prüft über verschiedene Funktionstests, wie groß der Schaden am Kreuzband ist: Ob es ganz durchgerissen ist oder ein Teilanriss vorliegt. Um einen Knochenbruch oder knöchernen Ausriss des Kreuzbandes auszuschließen, kann ein Röntgenbild gemacht werden. Im Anschluss daran wird das Band selbst, die Knorpel und Menisken noch in einer Kernspinaufnahme (Magnetresonanztomografie, MRT) genau begutachtet. Dann besprechen Arzt und Patient das weitere Vorgehen.

Dr. Manuel Köhne bei der Arbeit (rechts): „Hier setzte ich einem Patienten gerade per Arthroskopie eine körpereigene Sehne als Kreuzbandersatz ein. Über den Monitor kann ich jeden Operationsschritt genau verfolgen.“

So läuft eine Arthroskopie ab

Der Name Arthroskopie stammt von den zwei griechischen Begriffen „árthron“ für Gelenk und „skopeĩn“ für betrachten. Die minimalinvasive Technik gilt als Schlüssellochchirurgie, weil das geschlossene Gelenk nur über zwei winzige Schnitte operiert wird. Durch den einen führt der Operateur das Arthroskop, ein dünnes Rohr, an dessen Ende eine Kamera plus einem kleinen Strahler angeschlossen ist. Sie liefert über einen Monitor einen scharfen und genauen Einblick ins Gelenk. Über den zweiten Schnitt können je nach Bedarf spezielle mikrochirurgische Instrumente zur Behandlung eingesetzt werden.

Im ersten Schritt des Eingriffes untersuche ich das Knie-Innere. Auf einem großen Bildschirm kann ich alles gut betrachten und auch vergrößern. Über das Gespräch mit dem Patienten, Voruntersuchungen und etwa eine Aufnahme per MRT (Magnetresonanztomografie) weiß ich schon recht gut über das Problem Bescheid. Mittels der Arthroskopie lässt sich die Situation nochmal direkt überprüfen. Manchmal stellt sie sich dann doch etwas anders dar, als gedacht. Ich kann das Knie nun auch dynamisch bewegen und währenddessen in alle Winkel schauen. Röntgenbilder oder MRT-Aufnahmen zeigen das Kniegelenk immer nur in einer statisch festen Lage. Sobald mein Befund feststeht, beginne ich sofort mit der Therapie, nähe zum Beispiel einen Meniskusriss, ersetze ein gerissenes Kreuzband durch eine neue Sehne oder behandle einen schadhaften Knorpel (mehr Infos).
Der Eingriff dauert insgesamt etwa 15 Minuten bei einer einfachen Meniskusteilentfernung bis circa 45 Minuten bei einer Kreuzbandersatzplastik. Da es leider nicht möglich ist, das ganze Kniegelenk örtlich zu betäuben, erhält der Patient eine Vollnarkose oder Rückenmarksanästhesie.

Wann ist diese moderne Methode ratsam?

Soll ich mich operieren lassen? Und wann ist der beste Zeitpunkt? Das sind immer die Hauptfragen von Patienten mit Knieproblemen. Natürlich: Bis zu einem gewissen Zeitpunkt können auch Physiotherapie und andere konservative Maßnahmen oftmals Beschwerden effektiv mindern. Doch diese Maßnahmen haben auch ihre Grenzen. In vielen Studien hat sich gezeigt, dass insbesondere bei komplexen, symptomatischen Einrissen des Meniskus mit dauerhaftem Abrieb des „noch“ gesunden Gelenkknorpels durch eine rechtzeitige arthroskopische Behandlung schwerwiegende Gelenkschäden vermieden sowie lässt eine Knorpeldegeneration oder beginnende Arthrose (mehr Infos) gebremst werden können. So lassen sich Schmerzen häufig lindern und Beweglichkeit wiederherstellen. Ein erfahrener Arzt erkennt, welche Möglichkeiten zur Besserung Ihrer individuellen Knieprobleme zur Verfügung stehen. Arthroskopie gehört bei Verletzungen und degenerativen Schäden in den meisten Fällen gerade in fortgeschrittenen Stadien irgendwann dazu.

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